2595 Anfang Herbst - Geisterschiff
Rodrigo brachte Iva, Paridré und Lucano zur Insel der ausgestorbenen Siedlung sowie Salena, Enron, Ben, Katzenauge, Cicero und Count Zero in die Nähe des Geisterschiffs (das letzte Stück fuhren sie selbst mit dem kleinen Beiboot), bevor er sich mit seinen Leuten zu einem Beutezug aufmachte.
Da niemand der fünf "Geisterschiffbesucher" ein Schiff steuern konnte, waren sie froh, dass sie ohne hinderlichen Wellengang und ohne unerwartete Hindernisse bis zum Ort des "Geisterschiffs" kamen. Plötzlich tauchte es im Nebel auf, wie beim letzten Mal.
Sie kletterten an der Ankerkette hoch - bzw. ließen sich eher hochziehen. Oben angekommen erkundeten sie das Schiff, soweit es zugänglichg war. Das Deck war stark mit eigenartig wirkenden Bäumen und Buschwerk zugewachsen; die Blätter und die Baumrinde wirkten, als ob regelmäßig hoher Druck und Hitze auf sie einwirken würden (zumindest war das der Eindruck aufgrund der "wissenschaftlichen" Untersuchung"). Am Ende des Decks entdeckten sie einen Zugang zum Inneren des Schiffes, der völlig zugewachsen war. Salena benutzte ihr Fungizidgewehr zum Abbrennen des Holzes. Plötzlich war alles voller Dampf, der Nebel wirkte dichter - auch schien es, als ob wärmer geworden wäre.
Überhaupt schien der "Luftdruck" nun stark anzusteigen, das Atmen fiel schwerer, es wurde rasch wärmer. Sie gelangten aber zur Tür und konnten ins Innere treten. Die Tür fiel hinter ihnen zu und ließ sich kaum bewegen, ein großer Druck schien von außen auf sie einzuwirken.
Innen entdeckten sie eine seltsam kahle Einrichtung, die nahezu vollständig mit einem "schwarzen" Belag überzogen war - er schien das Licht zu schlucken, es war fast, als würde man in ein schwarzes Loch blicken. Count Zero ließ sein Licht (am Anzug) leuchten, und so tasteten sie sich langsam vorwärts. Cicero kratzte noch eine Probe von dem Belag mit seinem Messer ab und testete auch seine Brennbarkeit (es schmolz eher als das es brannte, die Messerspitze war danach schwarzbraun, was sich auch erstmal nicht wieder entfernen ließ).
Nach einer Weile fanden sie rechteckige Öffnungen in der Wand auf beiden Seiten des Ganges, die in kleine "Kabinen" führten (so dass eine Person allein und aufrecht darin stehen konnte), die eigentlich nichts weiter enthielten als ein armdickes Loch in der Wand und darüber eine Anzeige in unbekannter Sprache.
Nachdem man verschiedenes ausprobiert hatte, entschloss sich Enron, seine Hand in das Loch in der Wand zu stecken. Die anderen draußen sahen nur, wie sich die Kabine plötzlich hinter Enron schloss. Als sie sich wieder öffnete, war Enron verschwunden.
Trotz einiger Bedenken taten es ihm Katzenauge, Cicero und Ben gleich - sie traten nacheinander in dieselbe Kabine (andere schienen nicht aktiv zu sein), und alle waren am Ende verschwunden.
Count Zero unternahm noch weitere Erkundungen weiter hinten im Gang vor, wo Ben zuvor bereits an ein Ende des Ganges gekommen war. Salena blieb vorn bei der Kabine. Dann hörte sie ein technisch klingendes Geräusch, und als sie nachsah, war auch Count Zero verschwunden.
Enron, Katzenauge, Cicero und Ben fanden sich wieder in einem großen saalartigen Raum mit einem Wasserbecken in der Mitte und mit mit einem Glasdach, durch das blauer Himmel zu sehen war - statisch, wie das meiste in diesem Raum, es sei denn, man näherte sich auf 4 oder 5 Meter, dann wurde alles detailiert und auch "bewegt" (z.B. das Wasser im Becken). Sie konnten auch Personen im Raum erkennen, die aber alle wie Geister wirkten - etwas durchsichtig und blass und kaum auf sie reagierend. Enron meinte irgendwann, dass das ganze wohl so eine Art virtuelle Welt sei. Cicero und Ben waren nicht sicher, was das heißen sollte, Katzenauge nickte wissend und schwieg (wie immer).
Irgendwann kamen sie durch eine Doppeltür in einen zweiten Raum, mit parkähnlicher Gestaltung und einigen geisterhaften Personen. Dann aber entdeckten sie einen jungen Mann in bunter Kleidung, der mit zwei Mädchen/junge Frauen auf einer der Bänke saß. Er und eine der beiden Mädchen wirkten "fester" und nicht so geisterhaft, so wie auch sie selbst sich untereinander sahen. Sie versuchten sich mit ihm zu unterhalten und mehr zu erfahren, was hier eigentlich los ist. Er und das Mädchen waren anscheinend zwei der Apokalyptiker, die das Geisterschiff entdeckt und betreten hatten. Aber vielmehr sinnvolles war aus ihm auch nicht herauszukriegen.
Enron und Katzenauge gelang es schließlich, eine Art "Interface" für das System zu finden (anfangs in Gestalt eines kleinen Mädchens mit blauem Kleid), worüber sie zumindest ein paar grundlegende Funktionalitäten herausfanden und auch, wie eine Rettungsprozedur normalerweise ablaufen sollte, falls etwas mit dem Schiff oder der virtuellen Realität schief gehen sollte. Enron äußerte den Verdacht, dass das ganze System nur auf "Sparflamme" lief. Das System in Gestalt des kleinen Mädchens konnte hierzu leider keine konkreten Angaben machen, es redete immer nur davon, dass aufgrund von Wartungsarbeiten einige Bereiche nicht zugänglich seien und man nur auf eine Wartungscrew warte, die alles wieder instand setzen sollte, dann würde es ohne Probleme weitergehen. Die Aussage von Enron, dass nach über 500 Jahren sicher keine Wartungscrew mehr käme und eigentlich auch niemand sonst mehr an Bord zu sein schien, der irgendetwas reparieren oder wieder neu einstellen könnte, wurde vom System nur mit "Unverständnis" quittiert.
Währenddessen gelang es Count Zero, Salena zu seinem Standort zu lotsen: eine Art Wartungsraum mit abgeschalteten Monitoren und unverständlich beschriftetem Bedienfeld. In der Nähe fand Salena einen Raum mit vielen sarkophagähnlichen Geräten, in denen sie dann auch die Körper der vier verschwundenen Freunde fand - am Leben, aber in einer Art Tiefschlaf. Außerdem fand sie ein paar seltsame technisch anmutende "Lebewesen" in Gestalt und Größe von Seesternen, die von Count Zero dann als eine Art "Wartungsroboter" identifiziert wurden.
Irgendwann bekam er auch Kontakt zu denen in der virtuellen Welt, und am Ende konnte man sie wohlbehalten wieder "zurückholen". Bei der Suche im System stieß er noch auf eine Videoaufzeichnung, die ihn und Salena erschreckte: eine menschliche Gestalt, bei der der rechte Arm und ein Teil des Gesichts wie zerfressen aussahen, machte sich an ein paar der "Körperaufbewahrungsboxen" zu schaffen und schien Blut oder etwas anderes zu entnehmen.
Wie Count Zero und Enron feststellten, war der eigentliche Serverraum des Schiffes nicht zu erreichen, ebenso wie die Brücke. Man beschloß, wenigstens soviel Technik wie möglich mitzunehmen, ohne allzugroße Spuren zu hinterlassen (Count Zero verwischte seine Spuren, die er im Computersystem hinterlassen hatte, Enron nahm ein paar der Wartungsroboter mit, und Katzenauge baute ein paar von den Minikameras ab, die er finden konnte). Außerdem holte man auch die zwei Apos noch zurück (deren Körper waren in einem anderen Raum ebenfalls in solchen Stasiskapseln). Außerdem nahmen sie ein paar von diesen Stasiskapseln mit, die sich an Bord des Schiffes einfach rollen ließen und dann im Wasser auch schwimmfähig waren.
Inzwischen war auch draußen wieder normale Temperatur und Druck, und man konnte ohne größere Probleme das Schiff verlassen. Sie kehrten mit dem kleinen Beiboot zurück zu den anderen, um von ihren Erlebnissen zu berichten und auf die Rückkehr von Rodrigo zu warten.