Flucht aus Ishkarat
Schon wieder eine Falle
Als sie auf demSchiff ankamen, stellten die Gefährten fest, dass neue Passagiere an Bord waren. Eine Tskrang, gekleidet in eine auffällig blinkende Kettenrüstung und mit einem Säbel an ihrer Seite, stand neben dem Kapitän oben beim Steuermann. Außerdem waren ein Ork und ein Tskrang unten im Passagierraum einquartiert, die es sich in den Schlafplätzen der beiden Söldner (die das Schiff Richtung Kratas verlassen hatten) gemütlich gemacht haben. Es fiel auf, dass die Atmosphäre an Bord im Vergleich zu den Tagen davor etwas ernster bzw. angespannter schien - es standen keine Matrosen herum, die sich einfach nur mit Spielen oder Gesprächen die Zeit vertrieben, alle hatten irgendetwas zu tun (oder taten zumindest so). Die Befehle des Kapitäns hallten über das Schiff, und jeder schien bemüht, ihnen sofort Folge zu leisten - oder sich möglichst außer Sichtweite zu bringen.
Die Befürchtungen von Eskelath, dass das Schiff vielleicht von feindlichen Tskrang übernommen worden sein könnte (schließlich war es ja erst vor kurzem von Tskrang angegriffen worden), erwiesen sich glücklicherweise als nicht zutreffend. Sie erfuhren von Eiken, dem Händler, dass die Tskrang mit der Kettenrüstung eine Offizierin aus Ishkarat sei, die vor einem Tag von einem Patrouillen-Boot hier abgesetzt worden ist. Er meinte, dass sie zur Eliteeinheit der Shivalahala von Ishkarat (der Ältesten des Hauses Ishkarat) gehört. Warum sie an Bord war, wußte er aber nicht. Vielleicht hatte es ja etwas mit dem Angriff vor ein paar Tagen zu tun. Vielleicht ging es auch um die Fracht, die sie in dem Dorf bei Kaer Vranqor an Bord genommen hatten.
Bis Axalekso war es nicht mehr weit, man rechnete damit, spätestens am Abend des nächsten Tages dort einzutreffen. Die Gefährten wurden vom Kapitän eingeladen, ihm an ihrem letzten Abend auf der ALEXA bei einem Abendessen Gesellschaft zu leisten. Es sollte wohl eine Anerkennung ihrer Hilfe bei der Verteidigung des Schiffes sein.
Voller Vorfreude auf ein gemütliches Mahl - und die Gelegenheit, vielleicht etwas mehr über die geheimnisvolle Fracht oder die Passagiere zu erfahren, die an Bord gekommen worden waren - begaben sich die Gefährten zu den Räumlichkeiten des Kapitäns. Dort wurden sie freundlich begrüßt und zu Tisch gebeten, an dem bereits neben dem Kapitän zwei weitere Personen Platz genommen hatten: die Tskrang-Offizierin - die sich als Major Askaana vorstellte - sowie die Tskrang-Händlerin Kangleeska. Während die Gefährten kurz von ihrem Abenteuer im Wunschwald berichteten (ohne auf Einzelheiten einzugehen), wurde ein reichhaltiges Mahl serviert, mit Wein und mit Bier. Doch anscheinend war ihnen etwas ins Essen oder in die Getränke getan worden: nach einer Weile wurden alle Gefährten plötzlich sehr schnell müde und nickten einer nach dem anderen ein. Und als sie wieder erwachten, fanden sie sich in einer Zelle wieder.
Wo geht's denn hier nach draußen?
Der Raum, in dem sie sich befanden, war anscheinend so präpariert, dass Zaubern oder ähnliches nicht möglich war. Ein Blick in den Astralraum zeigte nur blendend weißes Licht, das alles überstrahlte. Und sie stellten fest, dass einer von ihnen fehlte: Dajan war nicht mit ihnen zusammen eingesperrt.
Nach einer Weile trat Major Askaana in ihre Zelle und eröffnete ihnen, dass man sie hierher gebracht habe, weil sie möglicherweise bei einem Problem helfen könnten. Und zwar soll hier ein Dämon sein Unwesen treiben, den Beschreibungen nach eine Blähform. Erinnerungen wurden wach, und die Gefährten waren der Meinung, dass sie auf keinen Fall erneut mit einer solch üblen Kreatur zu tun haben wollten. Askaana deutete dann noch an, dass sie Dajan extra gefangen hätten, um ihn als Druckmittel zu verwenden. Dann verließ sie den Raum - und die Gefährten überlegten, wie lange sie eigentlich betäubt gewesen waren (dem Hungergefühl nach wohl nicht mehr als einen Tag), wo sie hier eigentlich waren (möglicherweise in der Festung Ishkarat) und wie sie am besten von hier verschwinden könnten (natürlich nicht, ohne ihre Ausrüstung, die man ihnen abgenommen hatte, und Dajan wiederzufinden).
Inzwischen war es anscheinend Abend geworden (das Licht, dass durch den Schacht in der Decke fiel, war schwächer geworden). Hin und wieder war eine Zeitlang von irgendwo außerhalb der Zelle ein Stöhnen zu hören, dann auch ein paar schlurfende Schritte. Als Gumbli nach einem Blick durch das kleine vergitterte Sichtfenster oben in der Tür feststellte, dass keine Wache zu sehen war, probierte jemand einfach mal, an der Tür zu rütteln - und war überrascht, als sie sich ohne Schwierigkeiten öffnen ließ.
Sie stellten dann fest, dass sie in einem Gefängnis befanden, mit mehreren Räumen so wie der, in dem sie sich aufgehalten hatten. Beim Durchsuchen fanden sie einen Blutelf (erkennbar an den Dornen, die seine Haut durchbohrten), der anscheinend erst vor ein paar Minuten oder Stunden gestorben war, sowie zwei Zwerge, die aber schon länger tot waren. Außerdem begegneten sie dem Wächter: einem Wesen mit dem Aussehen eines Orks, aber den Ausmaßen eines übergroßen Trolls. Er trug einen Hammer, der anderthalb mal so groß war wie der Größte aus der Heldengruppe. Zum Glück war dieser Orktroll nicht sher schnell. Sie fanden dann auch den Hebel, der das Tor öffnete, wodurch sie in einen Schacht gelangten, in dem sich eine Plattform befand, die sich nach oben und unten bewegen ließ. Die Tür zum Gefängnis senkte sich hinter ihnen gerade rechtzeitig, bevor der Orktroll sie einholen konnte.
Nun erkundeten sie erst einmal die weiteren Möglichkeiten. Nach einiger Zeit schließlich fanden sie Dajan, der von einem Tskrang-Soldaten bewacht worden war. Von diesem Tskrang erfuhren sie den Aufbewahrungsort ihrer Ausrüstung, die sie sich als nächstes holten. Sie fanden dort auch alle ihre Habseligkeiten - außer Gumblis Rucksack und Eskelaths Pferd. Auf einer Liste, die sie im selben Raum fanden, waren diese beiden Dinge ebenfalls nicht erwähnt. Gumbli machte kund, dass er notfalls die ganze Festung auseinander nehmen würde, um seinen Rucksack zu finden.
Sie machten sich dann auf den Weg, die Örtlichkeiten weiter zu erkunden. Dabei begegneten sie einer Einheit Tskrang, die im Dunklen lauernd mit Armbrüsten im Anschlag auf irgendetwas oder irgendjemand zu warten schienen. Man beschloss, einen anderen Weg zu nehmen. Eine Treppe, die nach unten führte, erwies sich als Falle - sie wurde zu einer Rutsche, die sie in tiefergelegene Gefilde brachte. Hier fanden sie eine Art Unterwasserkuppel, die einen kleinen See überpannte, an dessen Ufer ein Haus mit Arbeitsutensilien stand. Ein zweites Gebäude in der Nähe stellte sich als das Zuhause von ZsaZsak, dem Geisterbeschwörer aus Bragg heraus. Die Türen waren anscheinend magisch gesichert, aber der Schlüssel, der sich bei den Habseligkeiten von ZsaZsak befunden hatte, gewährte ihnen Zugang zum Haus. Neben Kleidung, Heiltränken und ein wenig Silber fanden sie in einer verschlossenen Truhe auch einen zylinderförmigen Behälter, der magisch war und nichts weiter enthielt als eine Schriftrolle, auf der folgendes zu lesen war:
Notizen des Todes
Wenn der wahre Name einer Person in diese Schriftrolle eingetragen wird, so stirbt diese spätestens nach 60 Sekunden.
Innerhalb von 7 Sekunden nach dem Eintragen besteht die Möglichkeit, die Art und Weise des Todes festzulegen. Wird keine Todesart bestimmt, dann hört nach 60 Sekunden die Lebenskraft einfach auf, durch den Körper der betroffenen Person zu fließen.
Man beschloss, erstmal beides mitzunehmen, zur späteren Untersuchung und gegebenenfalls Verwendung.
Die Dämonenhöhle
Hinter dem Raum mit der Kristallkuppel stießen sie auf ein labyrinthartiges Gangnetz, in dessen Mitte sich ein Podest befand, das über und über mit (größtenteils getrocknetem) Blut bedeckt war. Ein kurzer Blick in den Astralraum zeigte stark verzerrte Strukturen. Schließlich trafen sie auch auf die Blähform, die sich durch die Gänge schob. Sie schien sie glücklicherweise nicht bemerkt zu haben. Als sie einmal ganz nahe an ihnen vorbeischlurfte, meinte Eskelath so etwas wie Murmeln zu hören. Ihm kam das sehr seltsam vor, und er versuchte zu erkennen, ob es sich dabei vielleicht um eine Illusion handelte. Und tatsächlich, er erblickte mit genauerem Hinsehen einen Tskrang, der vor sich hin murmelnd die Gänge entlang schlurfte. Als er die anderen darauf aufmerksam machte, erntete er nur skeptische Blicke und Unverständnis. Die anderen ließen sich überreden, auch einmal einen skeptischen Blick zu riskieren - aber alles was sie sahen, war eine Blähform. Gumbli beschloss aber, dem auf den Grund zu gehen: ein Zauber von ihm enthüllte dann, dass es sich um den Zauber Schreckgestalt handelte, der die wahre Gestalt des Gegenübers verbarg.
Gerade als Gumbli den hinter ihm wartenden Gefährten seine Entdeckung kundtat, sah Eskelath, wie der Tskrang seinen Kopf hob und sie anblickte - sie waren entdeckt worden. ...
Gumbli wurde von Eskelath in die Deckung gezogen. Als die Gruppe noch unentschieden war, ob sie weiter in Deckung bleiben sollte oder sich an eine andere Stelle begeben sollte, explodierte ein Feuerball direkt in ihrer Nähe. Es entspann sich ein Kampf mit dem Tskrang - und sechs von ihm herbeigerufenen Höhlentrollen - in dessen Verlauf der Tkrang anscheinend sehr schwer verletzt wurde, bevor er sich zurückziehen konnte (als er alle - bis auf Ari - durch einen Zauber geblendet hatte). Gumbli war etwas verwundert, weil keiner seiner Zauber Wirkung gezeigt hatte. Es gelang ihm aber nach mehreren Versuchen, die Blendung bei allen betroffenen Helden aufzuheben. Ari, die ja von der Blendung nicht betroffen wurde, machte sich todesmutig an die Verfolgung des Tskrang und stieß auf die bereits erwähnten sechs Höhlentrolle - die sie glücklicherweise durch einen Feuerball stark schwächen konnte. Einer der Höhlentrolle erwischte sie aber dann doch und schlug sie fast tot.
Nachdem der Blenden-Zauber neutralisiert worden war, machten sich die übrigen Gefährten auf die Suche nach Ari und fanden sie am Boden, aber glücklicherweise noch am Leben. Von den erschlagenen Trollen fehlte übrigens jede Spur, nichts deutete mehr auf ihre Anwesenheit hin.
Nach einer Erholungspause machten sie sich an die Verfolgung des Tskrang, den sie dann auch am Ende des großen Raums mit der Kristallkuppel fanden, offenbar noch immer geschwächt und am Ende seiner Kräfte. Der Angriff von Bonin und Ari beendete dann sein Leben (wobei der Pfeil von Bonin eigentlich gar nicht durch die Rüstung gegangen war).
Danach machten sie sich daran, den Raum mit der kleine Hütte am Rand und das große Tor zu untersuchen (und die Bäume, von denen Bonin meinte, dass die so eigenartig geraschelt hätten).
Sie durchstöberten die kleine Hütte und fanden dort einige nützliche und interessante Dinge. Der Inventur-Zauber von Gumbli erwies sich als sehr hilfreich. So fanden sie auch das Wasserschwert, das in flüssiger Form in einem Tonkrug versteckt war. Eigenartigerweise war der einzige Gegenstand, der nicht auf der vom Zauber erstellten Liste auftauchte, die auf dem Tisch brennende Kerze, die den Raum mit einem warmen Licht erhellte. Als die Kerze ausgeblasen wurde, veränderte sich nicht nur innerhalb des Raumes das Licht - und Dajan und den anderen, die in den von der Kristallkuppel überspannten Raum hinausblickten, bot sich ein völlig verändertes Bild: Anstelle der grünen Wiese und Sträucher gab es überall nur Unrat und Schmutz, und statt der Bäume waren Käfige zu sehen, in denen sich Namensgeber befanden. Wie sich herausstellte, waren es alles Tskrang. Und nicht mehr alle schienen am Leben zu sein. Sie traten aus der Hütte hinaus in den Raum zwischen die Käfige. Und dann gab Dajan plötzlich einen Laut der Überraschung von sich und wies dorthin, wo sie den toten Tskrang-Zauberer liegengelassen hatten - der sich gerade wieder erhob und dann in ihre Richtung wies und irgendetwas stammelte oder murmelte.
Überrascht stellten sie fest, dass der Tskrang mit Dajan Platz und Aussehen getauscht hatte; er konnte dann jedoch nach einem kurzen, aber heftigen Gefecht überwältigt werden. Um sicher zu gehen, dass der Tskrang sich nicht erneut erhebt, wurde ihm der Kopf abgetrennt und dieser sofort verbrannt.
Von den Gefangenen in den Käfigen war am Ende nur noch einer am Leben. Er stellte sich als ein Mitglied der Wache von Ishkarat vor. Die Gefährten befreiten ihn aus seinem Gefängnis; und er berichtete, dass er und seine Kameraden von dem Illusionisten (dem getöteten Tskrang) überwältigt worden waren und dass dieser mit ihnen grausame Spiele und magische Experimente gemacht habe. Die Behandlung war an seinem Geist offenbar auch nicht ganz spurlos vorbeigegangen, immer wieder wurde seine Rede von wirrem Gemurmel und kurzen Schreien unterbrochen. Aber wenigstens konnte er ihnen ungefähr sagen, wo sie sich innerhalb der Festung Ishkarat befanden und wo der Weg nach draußen am besten zu suchen wäre.
Erschöpft von den Anstrengungen legten sie sich zur Ruhe nieder, die glücklicherweise auch nicht gestört wurde. Dann machten sie sich zusammen mit dem befreiten Tskrang auf in Richtung innere Festung (oder Ausgang, falls sich etwas in der Richtung ergeben sollte).
Auf dem Weg stießen sie dann unerwarteter Weise auf eine bekannte Person: den buntgekleideten Reisenden vom Schiff ALEXA (Pippin) - und er hatte einen Rucksack auf dem Rücken, der verdächtig nach Gumblis Rucksack aussah. Nach einer kurzen Unterhaltung erklärte sich Pippin bereit, ihnen einen Ausgang zu zeigen, von wo aus sie die Festung verlassen könnten. Und tatsächlich brachte er sie auf einen Turm, von wo aus sie mit Aris Fliegendem Teppich aus Ishkarat fliehen konnten.
Sie flogen nach Axalekso, genauer direkt zum Hafen, um Erkundigung nach Eskelaths Pferd einzuholen - und tatsächlich lag die ALEXA noch vor Anker. Der Kapitän schien etwas erstaunt, als er sie sah, verriet ihnen dann aber ohne Umschweife, dass der Händler Eiken das Pferd in seine Obhut genaommen habe. Er beschrieb ihnen auch, wo sie den Händler finden könnten. Und so machten sie sich auf in die Stadt Axalekso...